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Lebenshilfe Marburg - Standpunkte

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Lebenshilfe Hessen will mehr Menschen mit Migrationshintergrund erreichen

Seit fast einem Jahr beschäftigt sich die Lebenshilfe Landesverband Hessen in einer Arbeitsgemeinschaft mit der kultursensiblen Unterstützung von Menschen mit Behinderung und von deren Angehörigen. „Wir wollen zukünftig in unseren Vereinen, im Landesverband und den Diensten der Lebenshilfen noch besser auf Menschen mit Behinderung mit Migrationshintergrund und deren Angehörige eingehen“, so der Geschäftsführer des Landesverbands Alexander Mühlberger zu den Motiven dieser Initiative.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache

In Hessen leben knapp 1,7 Millionen Menschen mit einem Migrationshintergrund, davon viele Kinder und Jugendliche. Genaue Details zum Anteil Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund liegen leider nicht vor. Es ist davon auszugehen, dass der Prozentsatz ähnlich hoch, wie in der Gesamtbevölkerung, also ca. 10 %, (ca. 170.000 Personen), ist. „Die Lebenshilfe setzt sich für die Inklusion und die Rechte von allen Menschen mit Behinderung ein. Deswegen ist es selbstverständlich, dass wir uns im Verband das Ziel gesetzt haben, diese Zielgruppe für die Selbsthilfe zu begeistern und Ihnen in unseren Unterstützungssystemen kultursensibel zu begegnen“, so der Geschäftsführer des Landesverbandes. Die Situation wird sich aufgrund des Zuzugs von Flüchtlingen in den kommenden Jahren noch verstärken. Den Flüchtlingen möchte der Landesverband zudem mit dieser Initiative besonderes Augenmerk schenken.

Fachleute tauschen sich regelmäßig aus

Regelmäßig treffen sich seit Dezember letzten Jahres Fachleute aus den örtlichen Lebenshilfen Gießen, Frankfurt, Offenbach, Wetterau, Rheingau-Taunus, Main-Taunus, Limburg, Dillenburg und aus den Abteilungen des Landesverbandes, um gemeinsam über die eigene Arbeit mit Menschen mit Behinderung und Migrationsgeschichte zu reflektieren und Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln. Menschen mit Behinderung haben ein besonderes Benachteiligungsrisiko. Kommt ein Migrationshintergrund hinzu, kumuliert sich dieses Risiko. „Oft sind es die kleinen Barrieren in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung und Migrationsgeschichte, die eine umfassende gute Beratung und Unterstützung erschweren“, so ein Mitglied des Arbeitskreises. Zu allererst ist dabei die sprachliche Barriere zu nennen, aber auch kulturelle Unterschiede zum Thema Behinderung oder Familie. Ansatzpunkte sieht die Arbeitsgemeinschaft vor allem in der Weiterbildung der Fachkräfte und in der Ausbildung der zukünftigen Fachkräfte. „In jedes Ausbildungscurriculum gehört der Erwerb interkultureller Kompetenz als verpflichtendes Basisfach dazu“ so Wolfgang Kopyczinski, Leiter des Arbeitskreises kurz und prägnant.

Ein Plädoyer für kultursensible Arbeit

Aktuell arbeitet der Arbeitskreis an einem „Plädoyer für die kultursensible Arbeit in der Behindertenhilfe“, welches Haltungen, die Notwendigkeit der kultursensiblen Arbeit und auch konkrete Ansatzpunkte für Einrichtungen und Organisationen der Lebenshilfe beinhaltet. Neben den Anregungen für die Ausbildungsinhalte, stehen die Konzeption von Fortbildungsangeboten, die Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Migrationshintergrund und Organisationsentwicklungsprozesse im Fokus der Arbeit des Netzwerks. Bei einem Besuch in einer Moschee tauschte sich der Arbeitskreis im September mit Muslimen über die kultursensible Arbeit und spezifische religiöse Vorstellungen aus. Gut gefielen den Arbeitskreismitgliedern die Schilderungen eines jungen Mannes, der selbstverständlich in Absprache mit seinem Arbeitgeber die typische europäische Arbeitswoche von Montag bis Freitag verändert bekommen hatte, so dass er regelmäßig dem Freitagsgebet folgen kann. Eine Win-win-Situation für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer, da ersterer Entlastung bei Wochenenddiensten hat und letzterer zufriedener ist, weil er gemeinsam mit seiner Familie am Freitagsgebet teilnehmen kann.

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