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Lebenshilfe Marburg - Standpunkte

Marburg mit Routenbegleitheft in Leichter Sprache entdecken


Erfolgreiches Kooperationsprojekt mit dem Lebenshilfe Zentrum für Leichte Sprache

„Nicht ohne Grund wird die Universitätsstadt Marburg das soziale Herz Deutschlands genannt“, freute sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies über den hessenweit ersten Gästeführer seiner Art in Leichter Sprache, der am Dienstag mit weiteren Beteiligten im Rathaus vorgestellt wurde.

Initiiert hat den Routenbegleiter „Einfach Marburg – Ein Stadt-Rundgang in Leichter Sprache“ der Verein „Marburg für Alle“, der sich für barrierefreien Tourismus einsetzt. „Diese Publikation ist ein weiterer wichtiger Baustein für Inklusion in unserer Stadt“, betonte Spies. Das Routenbegleitheft beseitige Barrieren und verschaffe Menschen Zugänge, die ansonsten behindert würden, freute sich das Stadtoberhaupt. Der Gästeführer lade in Leichter Sprache und mit Bildern zum Stadtrundgang ein und ergänze auf diese Weise sinnvoll das touristisch-kulturelle Angebot Marburgs für Menschen mit Einschränkungen.

Die jetzt erschienene Publikation ist bei der Marburg Stadt und Land Tourismus GmbH in der Tourist-Information im Erwin-Piscator-Haus, Biegenstraße 15, kostenlos erhältlich. Sie richtet sich an Personen, die in der deutschen Sprache nicht heimisch sind, an Schulen mit Intensivklassen, an Menschen mit kognitiven Einschränkungen, also mit Wahrnehmungs- oder Erkenntnishindernissen, aber auch an Personen, die sich kurz und bündig informieren und nicht mit langwierigen Ausführungen beschäftigen möchten.

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bedankte sich bei allen Beteiligten, insbesondere dem Verein „Marburg für Alle“ mit der Vorsitzenden Dr. Theresia Jacobi sowie Jürgen Hoffmann, die mit viel Herzblut und Liebe fürs Detail die einzelnen Entstehungsschritte betreut hätten, wie auch dem Zentrum für Leichte Sprache, das mit seiner Prüfgruppe sehr genau darauf geachtet habe, dass der Reiseführer verständlich ist.

Finanziert wurde das Routenbegleitheft in Leichter Sprache durch Mittel des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, ohne die diese Publikation nicht realisiert worden wäre, dankte Theresia Jacobi in Wiesbaden Winfried Kron und Benedikt Weber für die Unterstützung. Gefördert werde die Arbeit des Vereins zudem durch die Universitätsstadt Marburg, dankte Jacobi dem Oberbürgermeister.

Die Gesellschaft hat sich gewandelt, Reisen ist fast schon eine Selbstverständlichkeit geworden. War dies noch vor Jahren ein Privileg der Jüngeren und Fitten, so reisen heute auch immer mehr Ältere und Menschen mit Behinderung. Damit sie Erholungs- und Freizeitangebote wahrnehmen können, gilt es auch deren Bedürfnisse zu berücksichtigen, betonten der Verein und Oberbürgermeister Spies.  Dabei geht es nicht um die Befriedigung von „Sonderwünschen“. Was Menschen mit Behinderung zugutekommt, bedeutet für alle Bürgerinnen und Bürger vor Ort eine Verbesserung der alltäglichen Lebenssituation.

Als Preisträger des von der Stadt Marburg ausgelobten Jürgen-Markus-Preises 2012 hat es sich der Verein „Marburg für Alle“ zur Aufgabe gemacht, etwas für die einfache Sprache zu tun. In der Zeit von 2013 bis 2014 erarbeitete der Verein zudem einen Stadtrundgang für Menschen mit Handrolli, Kinderwagen, mit Rollator oder Gehhilfen. Entstanden ist so die Veröffentlichung „Marburg auf leichten Wegen“. 2015/16 wurden vier Routen speziell für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelt.

Die Routen des neuen Heftes „Einfach Marburg“ in Leichter Sprache basieren auf dem Angebot „Marburg auf leichten Wegen“. Sie erfuhren, wo es sinnvoll erschien, eine Erweiterung. „Ziel unserer Arbeit war es, ein hochwertiges Produkt zu schaffen“, erklärt der Verein. Die Übersetzung erfolgte durch das Zentrum für Leichte Sprache in Marburg, das mit einer Prüfgruppe der Lahnwerkstätten, auch die Fotos auf ihre Verwendbarkeit unter die Lupe nahm.

„Die einzelnen Texte haben regelmäßig acht Personen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen überprüft und übersetzt - und das auf Herz und Nieren“, berichten der Geschäftsführer der Lebenshilfe Landesverband Hessen, Alexander Mühlberger, sowie Henrik Nolte, Fachreferent für Leichte Sprache der Lebenshilfe im Landesverband Hessen. Mit der Prüfgruppe arbeitete er über viele Stunden im Detail an der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Marburger Gästeführers.

Dabei kommt es unter anderem auf Satzbau und –länge sowie auf die richtige Auswahl der Bilder an. Durch die Übersetzung in Leichte Sprache veränderte sich das Format des Routenbegleiters. Schrift und Fotos wurden vergrößert, um der Zielgruppe gerecht zu werden. „Alle Fotos wurden so bearbeitet, dass nur das Objekt selbst zu sehen und somit klar dem jeweiligen Text zuzuordnen ist“, fügten Christoph Luchs und Jane Ilhan von Cogneus Design zur Layoutgestaltung hinzu.

Auf diese Weise ist ein Begleiter entstanden, der für alle eine Bereicherung ist, die die Universitätsstadt Marburg für sich entdecken wollen. Das Routenbegleitheft wird in Kürze auch auf www.marburg-fuer-alle.de abrufbar sein.

 

Text und Foto: Tina Eppler, Stadt Marburg

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