Inklusive Bildung

Lebenshilfe Marburg - Standpunkte

Die Barrieren im Bildungssystem müssen fallen

Seit mehreren Jahrzehnten setzen sich die Lebenshilfen in ganz Deutschland mit Erfolg für die Bildung von Menschen mit Behinderung ein. Wurde zunächst die Bildungsfähigkeit von Menschen mit einer geistigen Behinderung von der Lebenshilfe erkämpft, rückt seit über einem Jahrzehnt, also lange vor der Ratifizierung des Artikels 24 der UN-Behindertenkonvention, das Thema Inklusive Bildung in den Mittelpunkt der politischen Interessensvertretung. Mit der Grundsatzpositionierung „Eine Schule für Alle“ startete der Landesverband 2011 eine bis heute andauernde Kampagne für ein lebenslanges inklusives Bildungswesen.

Alle Menschen sollen an einem inklusiven Bildungssystem teilhaben können und jeder soll dafür die notwendige Unterstützung erhalten, lauten zwei Kernforderungen des Landesverbands. Zieldifferente Angebote in gemeinsamen Lernsituationen sowie ein barrierefreier wohnortnaher Zugang zum allgemeinen Bildungssystem sind zwei weitere Forderungen, damit das Bildungssystem in Deutschland den menschenrechtlichen Anforderungen nachkommt.

Die Verwirklichung eines Menschenrechts darf keine Utopie bleiben

Um eine inklusive Bildungskultur zu verwirklichen, haben wir uns gemeinsam mit unseren Mitgliedern und deren Einrichtungen in den letzten Jahren in folgenden Feldern engagiert:

  • Unser 50-jähriges Bestehen (2015) haben wir mit mehreren Veranstaltungen zu dem Thema Inklusive Bildung gefeiert. Neben der zentralen Festveranstaltung zeigten wir mit Vorträgen, Theateraufführungen und einer Kunstausstellung, wie inklusive Bildung gelingt. Ergänzt haben wir diese Veranstaltungen noch durch eine Ringvorlesung „Bildung: All In. Das Ziel. Der Weg“ und durch eine Lesung in Leichter Sprache. Mit dem Papier „Ein Recht auf inklusive Bildung“, welches auch in Leichter Sprache vorliegt, positionierten wir uns.
  • Als Teilnehmer der AG „Inklusion und individuelle Förderung“ setzten wir uns im Rahmen des Bildungsgipfels der Hessischen Landesregierung (2014/2015) dafür ein, dass eine wohnortnahe inklusive Beschulung von Menschen mit einer geistigen Behinderung zur Selbstverständlichkeit wird. In Arbeitsgruppen des Aktionsplans zur Umsetzung der UN-BRK in Hessen forderten wir Barrierefreiheit, auch im Bildungssystem.
  • Intensiv begleiteten wir die Erarbeitung, Diskussion und Verabschiedung einer Grundsatzpositionierung der Bundesvereinigung Lebenshilfe zur Inklusiven Schule und zur Schulassistenz (2015) und unterstützen deren Verbreitung und Umsetzung (2016). Darüber hinaus beschäftigten wir uns seit 2015 gemeinsam mit anderen Landesverbänden mit dem Thema Schulbegleitung.
  • Als Ergebnis der innerverbandlichen Diskussion veröffentlichten wir die von der Mitgliederversammlung getragene Grundsatzpositionierung „Eine Schule für Alle“ (2011) sowie eine Stellungnahme zum Hessischen Schulgesetz und zur Verordnung zum sonderpädagogischen Förderbedarf.
  • In unseren sozialpolitischen Jahresgesprächen mit Landtags- und Kreistagsabgeordneten bringen wir immer wieder gute Argumente für ein inklusives Bildungssystem ein.
  • Als Dachverband unterstützen wir die Bemühungen einiger örtlicher Lebenshilfen, die sich als inklusiver Bildungsanbieter engagieren und zum Beispiel erfolgreiche und mit Preisen ausgezeichnete Schulen  betreiben (Gießen, Hanau, Wetterau, Wetzlar). Besonders die Zufriedenheit der Lernenden selbst und ihre Lernerfolge in einem auf Anerkennung, Wertschätzung, Solidarität und individueller Förderung ausgerichteten Bildungskonzept beweisen, dass inklusive Bildung ein Gewinn für alle ist.
  • Unsere Teilhabe-, Fach- und juristischen Berater unterstützen Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und deren Angehörigen an inklusiver Bildung teilzuhaben.
  • Die Fachschule für Sozialwesen und die Abteilung Fort- und Weiterbildung des Landesverbands befähigt hauptamtliche Fach- und Führungskräfte, ehrenamtlich Engagierte sowie Selbstvertreter, inklusive Gemeinwesen und damit auch ein inklusives Bildungssystem mitzugestalten.